Das Verb und seine zentrale Stellung im Deutschen

Der Begriff “Verb” kommt von lat. verbum, was “Wort, Ausdruck (zusammenhängende Rede)” * bedeutet und damit auf den zentralen Charakter dieser Wortart innerhalb des Satzes bzw. der Sprache hinweist. Auch das Adjektiv “verbal”, d.h. “wörtlich, in mündlicher Sprache ausgedrückt”, deutet darauf hin. Das Verb wird im Deutschen auch Tunwort oder Zeitwort genannt, was zwei wesentliche Aspekte hervorhebt, nämlich das Tun, die Aktivität und wie dieses sich in der Zeit und ihrem Verlauf ausdrückt. Es weist somit die Bewegung und eine Lebendigkeit auf, denn selbst in sogenannten statischen Verben wie “sein, bleiben” oder noch stärker “liegen” oder “verharren” zeigt sich eine zumindest innere Aktivität. Schwieriger wird es bei “Der Stein liegt auf der Erde.” Man müsste sich vorstellen, dass der Stein einen Ursprung und somit auch eine Art Beweger hat, der ihn zu seiner jetzigen Position veranlasste. Wenn man ein Verb ausspricht, ist man immer in die Bewegung innerlich eingebunden, (Steiner) man geht mit seinen unsichtbaren höheren Wesensgliedern mit der genannten Bewegung innerlich mit, was man wohl selten bewusst wahrnimmt, wenn nicht in der reflektierenden, künstlerisch aufbereiteten Schilderung: “Er lief, ja rannte atemlos den Berg herunter, stolperte über Steinbrocken und hervorstehende Baumwurzeln, trat Kiesel los, die neben ihm herunterrollten, schlitterte über Laubbündel, glitt aus und fing sich wieder und taumelte vor Erschöpfung, als er schon fast unten in der Ebene angelangt war.”

Substantive und Adjektive geben demgegenüber die Ankerpunkte des Wer …? oder Was … ? bzw. eine modale Färbung im Wie … ?, sind jedoch für sich genommen relativ unbewegt. Das Verb bedarf der Person oder eines Bewegers, und diese tritt in vielfacher Form auf. Sie wird mittels der Konjugation in sechsfacher Differenzierung ausgedrückt, je dreimal in Singular und Plural. “Ich komme, du kommst, er/sie/es kommt – wir kommen, ihr kommt, sie kommen.” Der unveränderliche Teil “komm-” wird Stamm genannt, während die Person durch die Endung bekannt wird: -e,-st,-t,-en,-t,-en. Wie man sieht, gibt es im Deutschen in der Regel nur vier verschiedene Endungen für die sechs Formen, während im Italienischen alle sechs Endungen verschieden sind, im Englischen dagegen nur zwei, einen Null-Endung und das -s bei der 3. Person Singular. Dies zeigt auch, warum die Personalpronomen im Italienischen weggelassen werden können, im Deutschen aber erst die Verbindung eine Eindeutigkeit in der Bezeichnung ergibt. zwei Arten von Ökonomie, die auch die Mentalität widerspiegeln: der Ich-Bezug der Germanophonen und die juristische Genauigkeit der Romanen.

*Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, dtv 1995

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